Die Stadt Lohr hat zumindest vorerst kein Geld übrig, um die »Helfer vor Ort« (HvO) des Roten Kreuzes mit einem Zuschuss für den laufenden Betrieb zu unterstützen. Der Finanzausschuss des Stadtrates lehnte am Dienstag eine Anfrage der Hilfsorganisation für dieses Jahr ab.
Allerdings stellte man in Aussicht, einen neuerlicher Antrag für 2020 wohlwollend zu prüfen - sofern die Haushaltssituation es dann zulässt.
Im Haushalt des laufenden Jahres steht bereits ein Betrag von 2600 Euro, den die Stadt den HvO als Zuschuss für die Anschaffung eines gebrauchten Einsatzfahrzeuges gibt.
Rund um die Uhr einsatzbereit
Was sich hinter dem zunehmend Verbreitung findenden und in Lohr seit den 1990er Jahren etablierten Konzept der HvO verbirgt, erklärte Christopher Braun vom Kreisverband des Roten Kreuzes den Räten. Demnach handelt es sich um Ehrenamtliche, die rund um die Uhr in Einsatzbereitschaft sind.
Sie rücken im Ernstfall mit einem eigenen Fahrzeug aus, um einen Notarzt zu unterstützen oder selbst die Erstversorgung an Unfall- oder sonstigen Einsatzstellen zu übernehmen. Die Alarmierung erfolgt über die Leitstelle. Die Helfer haben laut Braun alle Erfahrung im Rettungsdienst, ihre Ausbildung sei gleichzustellen mit der von Hauptamtlichen.
Das Einsatzgebiet der Lohrer Gruppe der Helfer vor erstrecke sich vor allem auf den Lohrer Raum und reiche von Halsbach bis Ruppertshütten oder Rechtenbach, so Braun. Das Lohrer Fahrzeug bringe in Einzelfällen jedoch auch in Lohr deponierte spezielle Hilfsgeräte zu Einsatzorten im ganzen Landkreis. Auf der Fränkischen Platte gebe es in Steinfeld eine eigene Gruppe.
47 Einsätze in 2018
Die Lohrer Helfer vor Ort seien 2018 zu 47 Einsätzen gerufen worden, so Braun. Dies sei ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr, was sich jedoch dadurch erkläre, dass beide Einsatzfahrzeuge bei Unfällen einen Totalschaden erlitten hätten.
Die Kosten für eine Beschaffung eines Ersatzfahrzeuges ebenso wie für dessen Unterhalt werden laut Braun von den Krankenkassen nicht übernommen. Stattdessen finanziere allein das Rote Kreuz diesen Dienst, sei dabei jedoch auf Spenden angewiesen. Um den Bedarf zu belegen, listete Braun verschiedene Ausgaben auf. So beliefen sich allein die Kosten für Ausstattung und Ausbildung eines einzelnen Helfers vor Ort auf gut 1000 Euro. Das angeschaffte Ersatzfahrzeug habe inklusive Ausstattung knapp 29.000 Euro gekostet. Dessen Unterhalt schlage mit 200 Euro pro Monat zu Buche.
Um all die Ausgaben stemmen zu können, bitte das Rote Kreuz die Kommunen um Unterstützung so Braun. Gemeinden wie beispielsweise Steinfeld oder Urspringen hätten sich bereits dazu entschlossen, jedes Jahr einen mittleren dreistelligen Betrag für die dortigen HvO zu geben.
Clemens Kracht (Grüne) erklärte, dass diese HvO eine »unwahrscheinlich wichtige Arbeit leisten« und beispielsweise auch der Feuerwehr viel Arbeit abnehmen. Er warf jedoch die Frage auf, ob dieser Dienst nicht irgendwann unter die Trägerschaft des Rettungszweckverbandes fallen sollte. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass Kosten des Rettungsdienstes ausgelagert würden.
Braun sah das ebenso. Allerdings gebe es derzeit keine Anzeichen dafür, dass der Rettungszweckverband die Helfer vor Ort in absehbarer Zeit unter seine finanziellen Fittiche nimmt.
Brigitte Riedmann (Freie Wähler) sagte, dass für sie die Notwendigkeit der Helfer vor Ort »unstrittig« sei. Allerdings habe die Stadt im aktuellen Haushalt kein Geld mehr zur Verfügung. Im kommenden Jahr werde man sich jedoch nicht verweigern, sofern es der Kassenstand zulasse.
Artikel: Main-Echo (
https://www.main-echo.de/unser-echo/artikel/97816-Lohr~/art490828,6665092)
Bilder: Christopher Braun (BRK Kreisverband Main-Spessart)